242-10200 Ausstellung: UnSichtbar (08.04. – 19.05.2024)

Hospizverein Konstanz e.V. in Kooperation mit dem Kulturamt Konstanz und der vhs Landkreis Konstanz e.V.

Die Beziehung zwischen Geschwistern ist wahrscheinlich die dauerhafteste zwischenmenschliche Bindung, die es im Leben gibt. Kinder sind in ganz besonderer Weise betroffen, wenn der Bruder, die Schwester an einer das Leben bedrohenden Erkrankung leidet. Geschwister erleben die tiefe Sorge und Trauer ihrer Eltern, bleiben aber häufig mit ihren eigenen Bedürfnissen und Ängsten allein.

Über Jahre ist das Leben der gesamten Familie an die Situation des kranken Kindes angepasst. Früh müssen die Geschwister lernen, dass selbst die Erfüllung alltäglicher Wünsche nicht möglich ist. Sie versuchen sich unsichtbar zu machen, damit sie so ihre stark beanspruchten Eltern entlasten. Ihre Situation kann sich jedoch auch zu einer Chance entwickeln, wenn das erkannt wird und die psychosoziale Betreuung des Palliativ Care auch diese Kinder begleitet.

Das Fotoprojekt UnSichtbar ermutigt die Kinder ihre Umwelt aus ihrer Perspektive und mit ihrer ganz eigenen Bildsprache zu zeigen.

Sie fotografieren, was ihnen wichtig ist, ihr Leben bestimmt und werden dabei sichtbar.

Die Idee kam mir, als ich in Kolkata, Indien, in einem der größten Slums mehrere Wochen in einem Kinderkrankenhaus verbracht habe.

Die Kinder litten an Tuberkulose in allen Organen und der Wirbelsäule. Einige von ihnen waren dadurch querschnittsgelähmt.

Mein Mitbringsel war eine Kiste mit Kameras; ich wollte mit ihnen fotografieren. Die meisten von ihnen haben zuvor noch nie eine Kamera

gesehen. Es war eine aufregende Zeit, auch für mich. Die Kinder fingen an ihr Umfeld, den Alltag im Krankenhaus, in dem die meisten aufgrund ihrer schweren Symptome durch Hunger und Krankheit geschwächt und nach Operationen viele Monate lebten, durch ihren Fotoapparat genau wahrzunehmen und zu beobachten. Die Begeisterung dafür wuchs Tag für Tag. Jeden Abend saßen wir gemeinsam in ihrem

kleinen Schulzimmer an meinem Laptop und betrachteten, besprachen mit viel Freude aber auch einer erstaunlichen Ernsthaftigkeit ihre

Bilder. Spontan entwickelte sich daraus ein intensiver dreiwöchiger Fotoworkshop. Die Bilder der Kinder waren so stark und erzählerisch.

Da erkannte ich das Potenzial dieses Konzeptes.

Im Fotoprojekt UnSichtbar bekamen die Kinder der betroffenen Familien eine Kamera und fotografierten solange sie wollten. Das regelmäßige gemeinsame Betrachten und Besprechen der Bilder bei ihnen zuhause war ein wichtiger Bestandteil. Auch einige der kranken Kinder

nahmen mit Begeisterung und Neugierde teil solange ihnen das möglich war. Auch das ergab oft eine spannende Geschwisterkonstellation

im Projekt. Bei der Zusammenstellung und Komposition ihrer Fotografien zeigt sich dann klar ihre eigene Bildsprache, was jedem Tableau

eine eigene Ausstrahlung verleiht. Zusätzlich habe ich sie portraitiert und nach ihren Gedanken zur Fotografie gefragt. Die Zitate sind auch

im Tableau zu lesen.

Erlebnisse und Dinge, die für sie von Bedeutung sind, zeigen sie in ihren Bildern nonverbal. Kinder fotografieren viel intuitiver als Erwachsene, was ihre Kunst spontan und emotional macht. Und poetisch.

Nanni Schiffl-Deiler lebt und arbeitet in München. Die multidisziplinäre Künstlerin arbeitet mit den Medien Fotografie, Film, Text und

Musik. Der Schwerpunkt ihrer Projekte liegt vor allem in existenziellen und gesellschaftsrelevanten Themen.

Künstlerin: Nanni Schiffl-Deiler

Ort: Richentalsaal / Kulturzentrum am Münster, Katzgasse 3, 78462 Konstanz

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 10 – 18 Uhr

Samstag, Sonntag, Feiertag, 10 – 17 Uhr

Eintritt: Kostenfrei – über eine Spende freuen wir uns sehr

Vernissage: Montag 08.04.2024, 19 Uhr